Boh der Liptauer-Igel
Mein Frauchen hat letztens groß verkündet, dass sie mir was Gutes tun möchte. Da ich ja immer alles gebe, vorallm beim Sport, sie zwar sehr bemüht ist, aber nicht ansatzweise das bieten kann was ich zu bieten habe finde ich es nur fair, wenn sie sich auf andere Weise revanchiert. Heute ist der Tag an dem Gutes getan werden soll. Ab ins Auto, und wieder mal ein Zeiterl "on the road" unterwegs. Wir kennen das ja.
Am Zielort angekommen begrüßt uns Frau Dr Sigrid herzlich. Ich kenne sie vom Arbeiten. Frauchen und sie sind alte Freundinnen (also Frauchen ist alt, und Freundinnen sind beide) und arbeiten auch sehr oft zusammen. Und einen kleinen Minimi hat Dr Sigrid auch im Schlepptau.
Na super, ist das meine Überraschung? Ein Zwerg den es zu bespaßen gilt während die gnädigen Damen Kaffee schlürfen und tratschen? Naja, witzig ist er ja und gegen spielen habe ich prinzipiell nichts. Alles besser, als dem langweiligen Geschnatter zu folgen. Der Knirps gibt Vollgas, so gefällt mir das. Wir spielen: ihn die Wasserschüssel während des Hinstellens aus der Hand drücken (ich kann gut bis auf den Boden tauchen), ihm alles Spielzeug aus der Hand mopsen, gemeinsam Blumen aus dem gepflegten Blumenbeet chirurgisch entfernen, Knirps beim Laufen rempeln, und Sand aus der Luft fangen, den er jubelnd in die Luft wirft. "Das ist aber nicht so gut, wenn Boh den Sand frisst," keppelt Frauchen. Hach, die soll sich lieber wieder ihrer Quakerei widmen. Wenn die wüsste, wieviel Sand ich beim Ausgraben eines Pferdeklöppchens am Reitplatz nasche...
Als wir so richtig in Fahrt kommen, springt Dr Sigrid auf und verkündet: "Sooo, jetzt tun wir der Boh mal was Gutes!"
"Zeit wird's," denke ich, nur der Minimi schaut etwas enttäuscht.
Sie kommt auf mich zu und will...grapschen, was sonst. Da sie aber die Mama von meinem Kumpel ist, lasse ich es über mich ergehen. Sie grapscht anders als alle anderen. Sie grapscht...gezielt. "Autschi" nicht so doll. " Aha, da haben wir einen leicht verschobenen Wirbel und eine daraus rührende Verspannung," jubelt sie. Na fein, dass DU dich freust. Was macht eigentlich mein Frauchen? Oje, Gehstock-Alarm. Frauchen ist wieder mal zur Salzsäule erstarrt. Ich Dummkopf, weil ich mich vom Knirps ablenken hab lassen. Hätte ich sie beobachtet, hätte ich die ersten Anzeichen deuten können. Die typische Reaktion von ihr wenn wir beim Tierarzt sind. Toll, jetzt ist es zu spät für einen Fluchtversuch. Mein kleiner Kumpel hätte mir sicher geholfen.
Es raschelt in Dr Sigrids Tasche. Uuuuuh jetzt kommt meine Belohnung!!!
Pieks, pieks, piiiiiieks... sag mal, geht's noch?
"Ich habe jetzt fünf Akupunktur-Nadeln gesetzt. Die lockern die Muskeln und ..."
Tunnelblick meinerseits. Oh mein Gott, Nadeeeeln!!! Noch dazu fünf. Ich fühle mich gerade wie ein Liptauer-Igel. Jetzt erstarre ich. "Schau, voll arg! Sieht aus als würde sie was hüten," flüstert mein von den Toten wiederauferstandenes Frauchen. "Nein du Dumpfbacke, ich habe fünf Nadeln im Rücken. Ich sterbe gerade!"
"Na spüren wird sie die nicht wirklich, sind gaaaanz Dünne, " erklärt Frau Dr Wichtig.
Stimmt, aber hey: ich weiß, dass ich Nadeln im Rücken habe, das reicht mir schon!!!!
Auf wundersame Weise fällt nach ein paar Minuten Nadel für Nadel von mit ab. Die mochten mich scheinbar genauso wenig, wie ich sie.
Danach werden meinem Frauchen noch einige Griffe gezeigt, wie sie mich massieren kann. Das tut echt gut, doch ein wenig Angst habe ich schon wenn sie das mit ihren Bauarbeiter-Händen macht.
Liebe Grüße eure zerstochene Boh
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